Mit der hier gezeigten Erinnerung soll des Ereignisses vor 100 Jahren gedacht werden, das als grauenvollster Einschnitt in der Geschichte des aramäischen Volkes anzusehen ist und ein unauslöschliches Trauma in seiner Erinnerung darstellt.
Im Osmanischen Reich war es zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten zur Verfolgung und Ermordung von Christen gekommen. All diese früheren furchtbaren Ereignisse wurden aber während des Ersten Weltkrieges im Osten des Osmanischen Reiches in den Schatten gestellt. Unter dem Vorwand, die Christen seien Kollaborateure der Kriegsgegner Russland, England und Frankreich, begannen Staat, Regierung, Armee und kurdische Clans 1915 mit dem systematischen Völkermord an den Christen im Osmanischen Reich.
Die armenischen Christen hatten die längsten Verfolgungen zu erleiden und mit über einer Million Toten die größten Opferzahlen zu beklagen. Neben den Armeniern wurden jedoch auch die (Pontos) Griechen mit ca. 350.000 Toten und die Aramäer/Assyrer/Chaldäer mit über 250.000 Toten Opfer dieses Genozids. Die Opfer-Zahlen für die Aramäer wurden von der syrisch-orthodoxen Delegation im Februar 1920 auf der Pariser Friedenskonferenz vorgelegt. Danach lebten 1914 563.000 aramäische Christen im Osmanischen Reich, 1919 wurden noch ca. 310.000 gezählt.
Das heißt, durch Verfolgungen und Massaker wurde fast die Hälfte der aramäischen / assyrischen / chaldäischen Bevölkerung im Osmanischen Reich ausgelöscht. Über 60.000 davon fielen dem Völkermord allein im Tur Abdin und angrenzenden Gebieten im Südosten der Türkei zum Opfer, wo bis 1915 ca.120.000 Aramäer ihre Heimat hatten.
Aus den Quellen:
- Massacres, Resistance, Protectors: Muslim-Christian Relations in Eastern Anatolia during World War I, David Gaunt, Gorgias Press, 2006
- The Assyrian Genocide of 1915, David Gaunt, Sayfo Center, 2009
- Die Verfolgung und Vernichtung der Syro-Aramäer im Tur Abdin 1915, gesammelt von Erzpriester Sleman Henno aus Arkah, Tur Abdin; Bar Hebräus-Verlag, 1987
- Vergossenes Blut - Geschichten der Greuel, die an den Christen in der Türkei verübt, und der Leiden, die ihnen 1895 und 1914- 1918 zugefügt wurden, von Malfono ´Abed Mschiho Na´man von Qarabasch, Klosterschüler des Za‘afaran-Klosters, übersetzt aus dem Syrischen von George Toro und Amill Gorgis, Bar Hebräus-Verlag – 2014
- Die Syrischen Christen vom Tur Abdin, Helga Anschütz, Augustinus-Verlag Würzburg, 1. Auflage 1985
zusammengestellt von der
Stiftung zum Erhalt und zur Förderung des
Aramäischen Kulturerbes